Da waeren wir wieder! Nach fast 20 Tagen ohne Internet und einigen wirklichen Abenteuern hat uns die Zivilisation wieder.. Aber fangen  wir die Geschichte am 09.05.03 in Samarkand an. Am morgen frueh steigen wir frohen Mutes auf unsere Moppeds und fahren Richtung Tajikische Grenze, welche wir trotz eines arg wehenden Seitenwindes nach kurzer Zeit erreichen. Im Gebaeude des Uzbekischen Zolles muessen wir den Typen zuerst erklaeren wie sie unser Carnet de Passage abzustempfeln haben. Danach loechern Sie uns mit fragen wo wir denn eigentlich hinwollten und versuchen uns zu erklaeren, dass wir nicht mehr auf ihr Terretorium zurueck koennten. Wir erklaeren mehrmals, dass wir nach Dushanbe wollen und irgendwann sagt einer, dass dies nicht moeglich sei. Der Pass Anzob liege dazwischen und der sei wegen Schnee geschlossen. Wir nicken nur und denken uns nichts weiter dabei. Auf gehts zum Tajik Zoll der ohne weitere Fragen die Visa stempelt aber zum Schluss aber dann doch noch fragt, wohin wir eigentlich wollten. Dushanbe erklaeren wir ein weiteres Mal und wieder kommt die Antwort, dass dies gar nicht moeglich sei wegen dem geschlossenen Pass…langsam komme ich doch noch ins Wanken und studieren die Karte mal genauer. Tatsaechlich, der Pass Anzob ist 3378 Meter hoch und wenn der wirklich geschlossen sein sollte, gibt es keinen anderen Weg nach Dushanbe. Noch ein Blick auf die Karte verraet mir auch, dass es keinen Weg nach Osh gibt ohne ein weiteres Uzbek Visa welches wir hier nirgends kriegen. Wir sitzen fest! Aber noch verlaesst uns der Mut nicht und wir fahren Richtung Anzob nicht ohne vorher noch einen Abstecher zu den 7 Seen zu machen und um ein schoenes Naturschauspiel zu bewundern. In Ainj halten wir am Militsia Checkpoint, da hier sich die Strassen trennen. Eine Richtung Anzob (Dushanbe) und die andere nach Norden ueber den Shakristan Pass nach Kohjand. Die Polizei erklaert uns ein weiteres Mal, dass der Pass geschlossen sei und ploetzlich steht da noch ein alter Mann im Haeusschen mit uns. Er soll angeblich fuer die Raeumung des Passes zustaendig sein und macht uns klar, dass vor dem 20. Mai nichts zu wollen ist. Wir verhandeln und am Ende verspricht er uns, dass wir am 15. Mai schon fahren koennten.. In der Zwischenzeit haben wir auch herausgefunden, dass es auch eine kleine Strasse nach Osh gibt die um die Uzbekischen Grenzen herumfuehrt. Also gibt es doch noch einen Ausweg. Jochen und ich einigen uns, 5 Tage in Iskanderkul (Mountaineering Camp) zu verbringen (ein schoener Fleck auf 2200 Meter an einem See und zwischen Bergen) um danach auf den Anzob zu fahren und die Lage abzuchecken.

Gesagt und getan, stehen wir am 15. Mai 300 Meter unter der Passhoehe des Anzob, zwischen Bulldozern die den Schnee wegschieben(!) und einer 15 Meter hohen Schneewand links und rechts (kein Scheiss!). Wieder negative Nachrichten, 2.5 Km Strasse sind komplett schneebedeckt und es wird mindestens weitere 10 Tage dauern bis diese frei ist (falls in der Zwischenzeit keine Lawine runterkommt). Auch mit harten Dollars ist nichts zu wollen und so muessen wir schon unter Schneegestober wieder abziehen.. Wir fahren Richtung Ainj um von dort ueber den noch hoeheren Shakristan Pass (der so nebenbei schoen von Schnee gerauemt ist) nach Kohjand zu gelangen. Mein Kopf will es mir nicht zugeben, dass uns nur lumpige 2.5 Km gesperrte Strasse von Dushanbe und somit auch vor Khorog, meinen Freunden dort und dem Traum von mir ueber den Pamir Highway zu fahren, trennen. Ich ueberlege mir Varianten aber von den haben alle irgendeinen Haken. Na ja, wir schaffens in 2 Tagen nach Kohjand und steuern dort erstmal den Flughafen an um herauszufinden, wieviele Flieger nach Dushanbe fliegen und ob es ne Moeglichkeit gibt, unsere Motorraeder mit an Bord zu nehmen. Es folgen lange Stunden auf dem Flughafen und ich finde Hilfe in einem einheimischen Russen namens Denis. Dank ihm komme ich in Kontakt mit einem Businessman der eine eigene Fluggesellschaft gegruendet hat und nun Cargo und Passagiere in der Gegend rumfliegt. Nach weiteren zaehen Verhandlungen (in der Zwischenzeit putzt Jochen unsere Moppeds und die Ausruestung) und Preisvergleich mit dem Zug einigen wir uns auf 200 $ pro Maschine, Gepaeck und Mann. Der Flieger geht am naechsten Morgen und fliegt nach Kurgan-Tube (im Sueden von Tajikistan). Gesagt und getan, am naechsten Morgen stehen wir auf der Runway und versuchen unsere Moppeds mit einem LKW in die YAK 40 einzuladen ( kleines russisches Passagierflugzeug mit ca 40 Plaetzen und 3 Strahltriebwerken im Heck). Die Sitze sind bis auf 4 entfernt und unsere Moppeds finden Platz neben irgenwelcher Schmuggelware die in Zigarettenkisten verpackt ist. Eine Stunde Flug mit Sicht auf den Anzob und mein Traum vom Pamir Highway wird doch noch wahr. Leider gibt es in Kurgan-Tube keinen LKW um die Moppeds auszuladen, also muessen etwa 8 Leute die Dinger aus gut 2.5 Meter runterhieven.. Sind ja nur ca 250 Kg schwer..  Nach einer weiteren Stunde Gepaeck anbauen und an der Sonne schmelzen geht es endlich los Richtung Khorog!!

Nachdem also die Motorraeder unter den Augen von staunenden Leuten und unter der vollgas strahlenden Sonne wieder bepackt sind, geht es ab zur naechsten Tankstelle. Dort fuellen wir unsere Tanks und zusaetzlich je 10 Liter in die Reservekanister. Und ab geht es Richtung Khorog.. Uebere schoene Landstrassen, vorbei an rotleuchtenden Mohnblumen und schwarzrauchenden Lkw’s. Bald erreichen wir Kulyab von wo wir leider die falsche Strasse nach Shurobad erwischen. Wir fahren auf einem Feldweg mit riesigen Steinbrocken und immer wieder hoere ich meinen Motorschutz aufheulen wenn er einen Steinschlag erwischt. Dennoch schaffen wir es Shurobad wo wir noch ein bisschen Brot und Wasser fuer die Nacht organisieren. Wir fahren weiter Richtung Grenzfluss, der Tajikistan von Afghanistan trennt und dies wird sich erneut als Fehler erweisen.. Bald werden wir schon von einer russischen Grenzpatroullie gestoppt,unsere Visa kontrolliert und die Moppeds bestaunt. Ohne Probleme geht es weiter und wir versuchen einen Platz fuer unser Zelt zu finden. Dies erweist sich als ziemlich bloeder Gedanke an einer der schwerstbewachten Fluesse der Welt! Die Russen sitzen hinter jedem Busch und einmal fahren wir mitten in Wespennest. Es scheint ein Ueberwachungsposten zu sein und die Russen winken wie bloed mit den Haenden und ihren AK47 in der Gegend rum. Wir kehren auf dem Absatz und fahren zurueck auf die Strasse wo wir von weiteren Soldaten schon erwartet werden. Aufgeregte Diskussion und eine allgemeine Gepaeckuntersuchung, eine Ruecksprache mit dem Zugfuehrer und wir sind wieder auf der Piste. Nach langem Durchfragen und einer nicht einfachen Flussdurchfahrt finden wir eine Unterkunft wo wir die Nacht verbringen koennen. Leider hat es keinen Strom, da der Transformer seinen Geist aufgegeben hat und so besteht unser Nachtessen aus einem Snickers und einem Bier. Als wir dann endlich Mal im Bett liegen und pennen hoeren wir ploetzlich aufgeregte Stimmen im Gang, Sekunden spaeter steht der Hausbesitzer mit einer Kerze in der Hand in unserer Tuer und hinter ihm zwei russische Soldaten mit ihren Kalaschnikows und Nachausruestung! Kommt mir alles vor wie in einem schlechten Film. Sie sind voellig aufgeregt und wollen unsere “Propusk” (Bewilligung fuer Grenzbereich) sehen. Natuerlich haben wir keine, da wir nie in der Hauptstadt Dushanbe waren um welche zu organisieren. Ich hab darauf spekuliert ohne Bewilligung durchzukommen, da es zwischen einer Woche und einem Monat dauert so eine zu kriegen.. Na ja, da sitzen wir nun, versuchen mit unserem Russisch ihnen zu erklaeren, dass wir keine haben und von nichts wussten 😉 Nach einer weiteren langen Diskussion mit vielen Missverstaendnissen, mit einem klaren Nein von uns ihnen in ihre Base auf der anderen Seite des Flusses zu folgen, geben sie auf und nehmen unsere Paesse mit. Wir kriegen eine Quittung mit Namen und muessen uns am naechsten Morgen in der Base melden.. Froh sie endlich los zu sein, versuchen wir wieder zu schlafen. Aber keine Stunde spaeter wiederholt sich das Schauspiel mit einer neuen Nachtpatrouille… Wir brauchen eine ganze Weile, bis sie verstehen, dass unsere Paesse schon von ihren Kollegen eingezogen sind.. Sie durchsuchen nochmals alles und geben sich dann geschlagen, bei uns keine Waffen und Drogen aus Afghanistan zu finden. Danach koennen wir endlich Mal schlafen und am Morgen packen wir erstmal alles und machen uns auf den Weg zur Base.

Dort sind die ersten schon wieder wach und wir werden mit einem Fruehstueck und Tee verwoehnt. Nebenbei laeuft der Video mit einem Kriegsfilm und nachdem ich ihnen erklaert habe, dass ich auch in der Armee bin werden mir die ganzen Waffen vorgefuehrt und Geschichten ausgetauscht. Nach langen 20 Min (eigentlich 1.5h) taucht der Kommandant des Abschnittes auf. Ein junger Major, freundlich und hilfsbereit. Wir quatschen ein bisschen, er macht sich Notizen und am Ende duerfen wir sein Gebiet passieren. Ich verlange von ihm eine schriftliche Bewilligung um nicht schon mit der naechsten Patrouille Aerger zu kriegen. Nach einigen Fotos mit unseren Moppeds und einer 24h Notration als Geschenk geht es endlich weiter Richtung Kaleikum und Khorog. Doch unterwegs folgen weitere Abenteuer.. Wir befahren die wahrscheinlich schlechteste Strecke in meinem Leben, spitze Steine und Steilhaenge soweit das Auge reicht. Die Russen machen uns keine Probleme mehr, dafuer geht die Strecke krass aufs Material und den Ruecken. Zum Glueck habe ich die Offroad Reifen in Iskanderkul montiert.. Der Hoehepunkt der Strecke ist bald erreicht, eine Flussdurchfahrt die gerade ein Lkw durchquert. Er taucht ein bis zu seinen Scheinwerfern!! Jetzt wirds heavy. Vis-a-vis steht ein Checkpoint der Tajik Polizei die uns nur anstarren. Ich versuche mein Glueck zuerst, die ersten paar Meter sind geschafft, da spuere ich wie die Maschine eintaucht. Meine Koffern stehen auch schon im Wasser, jetzt heisst einfach Vollgas geben. Ohne abzustehen komme ich mit viel Gas und balancieren durch. Meine (Wasserdichten)Stiefel sind voll mit Wasser und es laeuft natuerlich nicht mehr raus.. Also Jochen, los gehts! Er holt Anlauf und bleibt irgendwo in der Mitte erstmal stecken. Der Motor stellt ab und ich eile zu Hilfe. Motor starten und Vollgas! Ich schiebe hinten an dern Koffern und seh nur das die Vergaser schon im Wasser stehen. Also ja nicht abwuergen, sondern Gas und durch. Ein zweiter kurzer Stocker, jetzt eilt auch noch ein Polizist zu Hilfe und wir sind draussen.. Erstmal Schuhe leeren und dann Paesse zeigen. Es geht ohne Probleme und wir machen uns weiter auf den Weg, nur um nach einigen Metern zu sehen, dass uns noch ein Wasserfall bevor steht. Gas geben und durch! Man spuert den Druck des Wasser und auf der anderen Seite sind wir komplett nass. Wir schlagen und bis Kaleikhum durch wo wir uns bei der Polizei registrieren lassen wollen. Kein Problem aber da steht schon der KGB da. Sie nehmen uns mit in ihr Buero, wo sie uns wieder einmal klargemacht wird, dass unsere Visa fuer die Strecke nicht ausreichen.. Ich mache ihnen klar, dass wir nie in Dushanbe waren und das 2001 in Khorog gearbeitet habe und somit nur meine Freunde dort besuchen will. Anhand der alten Visa ist das schnell geklaert und ich muss ihnen noch einen Namen eines Bekannten in Khorog nennen. Es wird dann ausgemacht, dass wir auf direktem Weg nach Khorog fahren und uns dort mit meinem Bekannten beim oertlichen KGB melden. Wir bleiben eine Nacht in Kaleikhum und am naechsten Morgen machen wir uns auf die Piste nach Khorog. Ohne Zwischenfaelle erreichen wir dann auch am Mittag Khorog und treffen unsere Leute dort. Wir werden herzlich empfangen, mein ehemaliger Admin Assistent, bei dem wir fast eine Woche bleiben duerfen, wird in der zweiten Nacht noch Vater uns so gibt es immer was zum feiern. Die Bewilligung ist nach einigen Stunden und Tagen auch organisiert und somit steht unseren Aufenthalt nichts im Wege. Nach einer ausgeruhten Woche in Khorog und mit bis an den Rand gefuellten Tanks, nehmen wir den Pamir Highway unter die Raeder. Die erste Nacht zelten wir zwischen Baechen auf 4000 M.u.M. Am Tag war es noch warm, doch die Sonne ist schnell weg und die Temperatur faellt schnell. Wir kochen was und machen noch Witze, dass am Morgen wahrscheinlich alles gefroren sein wird. In der Nacht zeigt mein Thermometer im Zelt –6 Grad an! Wir wachen auf und hoeren den Bach nicht mehr…. Alles gefroren! Weiter geht es zum Karakul See auf 3915 M.u.M. Dabei ueberqueren wir die hoechste Stelle unserer Reise, den Ak-Baital Pass auf 4655 M.u.M! Meine Twin hat fast kein Problem mit der Hoehe aber die Leistung entspricht der eines 125ccm Moppeds.. In Karakul uebernachten in einem kleinen Gasthaus das ich noch aus meiner MSF Zeit kenne. Das Familienoberhaupt erkennt mich wieder und ich gebe der Familie Fotos die ich damals von ihnen geschossen habe. Am naechsten Tag machen wir uns Richtung Kyrgisischen Zoll auf. Der letzte Tag in Tajikistan also und der sollte noch mit Schnee abgeschlossen werden! Auf dem letzten Pass (4250M.u.M) in Tajikistan, der gleichzeitig die Grenze zu Kyrgyzstan darstellt, geraten wir in ein regelrechtes Schneegestoeber. Und das Ende Mai! Wir schaffens mit Muehe bis ins Tal, wo es dann zum Glueck nur noch regnet. Kurz die Grenzformalitaeten erledigen und schon sind wir in Kyrgyzstan. Wir zelten auf einer schoenen Weide um es dann am naechsten Tag bis nach Osh zu schaffen. Dort werden wir wieder Freunde treffen und eine schoene Zeit verbringen..

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