Fuer viele wahrscheinlich ein Glueckstag, fuer andere der Hochzeitstag (ist wahrscheinlich das gleiche) und wiederum fuer andere (mich) ging alles daneben.

Am Morgen des 7. Juli verabschiede ich mich bei der Familie, mit denen ich letzte Nacht den Platz am Fluss geteilt habe. Alles ok; schoenes Wetter, gute Offroad Strasse (Savannah Highway) und kein Verkehr weit und breit. Mein Tagesziel ist Cape Crawford (NT) und dies sollte kein Problem sein. Bis dahin Offroad aber alles im gruenen Bereich. Unterwegs noch kurzer Abstecher an einen kleinen Wasserfall und danach ist eine Fotosession in der Lost City angesagt. Dazu muss ich vom Haupttrack abbiegen und auf einem Nebenweg ca 5 km zuruecklegen. Niemand dort, ich also Motorrad abgestellt und die 1/2 h Tour zu Fuss durch die Lost City. Gigantische Steine in genialer Formation. Die Sonne steht gut und die Fotos sehen cool aus.

Lost City

Als ich zu meinem Motorrad zurueck komme, steht eine Familie mit zwei kleinen Kindern da. Wir kommen ins Gespraech, Australier auf reisen. Ich suche eine Orange im Gepaeck und fange sie an zu schaelen. Dabei werfe ich die Schale in den Busch. Der Vater der Familie schaut mich entsetzt an und meint dann, ich koenne ihm die Schale geben, er naehme sie mit und entsorge sie fuer mich. Ich war erstaunt und fragte nach dem Grund. „Die Schale braucht Jahre um hier draussen zu verrotten und daher sollte man sie nicht einfach so fortwerfen“, war seine Antwort. Ich sammelte also meine Schalenstuecke ein und tat sie bei mir in einen Plastiksack. Die Familie verabschiedete sich kurz darauf und ich machte mich auch wieder auf den Weg. Auf dem kleinen Nebenweg auf dem ich schon reingefahren war, hatte es an einer Stelle zwei tiefe Fahrspuren im Track. Diese waren durch ein Fz entstanden, dass wahrscheinlich bei Wasser durch diesen Lehmartigen Boden fahren wollte. Auf dem Weg hinein hatte ich diese bemerkt, nun aber, immer noch  diesem letzten Gespraech nachstudierend, vergass ich diese Fahrrinnen komplett. Ich komme also um die Kurve gefahren, so ca 80 Km/h auf dem Tacho und gerate ausgerechnet in eine dieser Fahrrinnen. In diesem Moment geht alles sehr schnell. Linker Fuss unter dem Motorschutz eingklemmt, da Motorrad tief in der Rinne. Lenken nicht moeglich (schon mal versucht mit einem Fahrrad in einer Tramschiene zu fahren?!) und der Unfall ist vorprogrammiert. Ich realisiere nur noch wir die ganze Fuhre im vollen Tempo aus der Rinne springt und quer zum Track in die andere rueberschiesst. Ich im hohen Bogen runter vom Motorrad und mit dem Visier dem Boden entlang. Fresse Dreck ohne Ende und noch waehrend schlittern denke ich an meine Twin. Wie die das wohl uebersteht. Alles kommt zum Stillstand und ich bin sofort auf den Beinen. Schnell zum Mottorad hin….. ach du Schei**e, dass sieht nicht gut aus.

Sturz

Es ist zwar alles noch am Motorrad aber vorne scheint alles verbogen. Die Kamerausruestung hat auch Staub ohne Ende geschluckt aber scheint I.O. Der Zuenschluessel ist im Schloss (!) komplett verbogen und somit kann ich die Twin nicht mal mehr starten. Swisstool in der Jacke suchen und mit ein bisschen ueben habe ich den Schluessel draussen. Reserve Schluessel habe ich ja auch dabei und so ist dieses Problem schnell geloest. Die Twin laeuft aber mit fahren sieht es eher schlecht aus. Zuerst muss ich mit brachialer Gewalt das komplette Cockpit vom Lenker wegbiegen. Schone besser… Ich setze mich auf die Twin und versuche einige Meter zu fahren. Der Lenker schaut nach rechts, das Vorderrad nach links… cool. So fahre ich etwa zwei Kilometer bis ich einen anstaendigen Platz finde um das Wergzeug auszupacken und mit den noetigsten Reparaturen zu beginnen. Ziel ist weiterhin Cape Crawford noch an diesem Abend zu erreichen. Mittlerweile meldet sich langsam mein Koerper. Rechtes Knie scheint einen Schlag von der Seite erwischt zu haben. Viel schlimmer fuehlt sich aber mein linker grosser Zeh an. Er wechselt zwischen heiss und kalt und scheint immer groesser zu werden. Da ich in Motocross Stiefeln fahre, packe ich meinen Fuss vorlaufig lieber nicht aus, da ich mir sicher bin, dass der Zehe wahrscheinlich ohne Ende anschwillen wird und ich dann den Fuss nicht mehr in den Stiefel kriege. Ob er blutet kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht beurteilen. Also zuerst mal an die Twin denken. Ich loese die Gabelholmen in der Hoffnung, dass nur die Gabelbruecken gegeneinander verdreht sind. Nachdem ich wieder alles angzogen habe, scheint es aber nicht viel besser auszusehen. Das wird teuer! Der interne Kostenvoranschlag laeuft schon vor meinem geistigen Auge ab…. Es nuetzt alles nichts, ich muss wohl so bis Cape Crawford fahren. Inzwischen ist gut ueber ne Stunde vergangen und bisher hat sich keine Menschenseele blicken lassen. Bin ja schliesslich auch im Outback…. Also wieder aufs Motorrad und langsam fahren. Ich hab schon gut 20 Km zurueckgelegt und bin noch etwa 60 Km von meinem Tagesziel entfernt, da stellt meine Twin auf einen Schlag ab. Motor aus, fertig! Verdammt, was ist denn jetzt schon wieder los. Im absolut duemmsten Moment; mir tut alles weh, die Sonne geht langsam unter und ich hab keine Schimmer was los ist. Hat sie vorher noch nie gemacht. Ein paar mal anlassern, nicht geschieht. Lege meine Hand auf die Benzinpumpe, doch diese scheint sich nicht gross zu bewegen. Das darf doch nicht wahr sein; 38’000 Km alt und schon im Eimer? Ist zwar eine bekannte Krankheit (oder Schwaeche) der AT aber ich haette nicht gedacht, dass sie so frueh aufgibt. Na ja, zum Glueck habe ich eine Reserve Pumpe dabei. Also wieder abpacken, Wekzeug raus und die Pumpe wechseln. Wieder mehr als ne halbe Stunde im Eimer und die Sonne geht nun echt unter. Meine Scheinwerfer zeigen irgendwo ins Nirvana und just genau auf diesem Streckenabschnitt wimmelt es von Kuehen auf der Strasse. Nach einer knappen Stunde und bei fast Dunkelheit treffe ich in Cape Crawford beim beruehmt beruechtigen Heartbreak Hotel ein. Schleppe mich zum Empfang, bezahle fuer den Zeltplatz (nein, nein nix Hotel) und mit Mueh und Not stelle ich mein Zelt auf. Ich will nur noch schlafen und am naechsten Tag ist wahrscheinlich erst einmal Pause angesagt. Langsam nehme ich den Fuss aus dem Stiefel….komm mir vor wie beim Skischuh ausziehen….langsam, langsam. Und so sieht der Fuss am ersten Abend aus. Noch harmlos aber irgendwie hat er schon Schaden genommen 😉

Fuss 070707

 To be continued….

2 Comments to “Der 07.07.07 war definitiv nicht mein Tag!”

  1. Oh mein Gott, da bin ich aber froh, dass du da halbwegs heil raus gekommen bist. Ich hoffe dem Fuss geht es wieder besser. Was macht die Twin? Wie kommt man den in Mitten des Outback an Ersatzteile?

    UPS, DHL, FEDEX, …???

  2. Globetrotter sagt:

    Der Zehen hat alles Stadien von rot ueber blau zu ganz schwarz hinter sich… Mittlerweile sieht er schon wieder (fast) normal aus, nur der Nagel ist teilweise noch schwarz. 🙂

    Die Twin sieht seit gestern wieder aus wie neu. Habe saemtliche Ersatzteile online in Singapur bestellt und mittlerweile auch bekommen (Singapore Airmail, 3 Tage von Singapore bis Cairns). Und dies erst noch 3x billiger als in der Schweiz! Musste aber nach dem Cape York Trip mein hinteres Federbein nach Brisbane schicken. Hatte Luft in der Oelkammer und funktionierte nicht mehr sauber. Der Twin habe ich deshalb gleich noch einen grossen Service gegoennt und ihr auch noch ne neue Kette spendiert. Zudem hab ich noch einige kleine Verbesserungen an diversen Stellen unternommen.
    Seit heute bin ich endlich wieder unterwegs. Von Cairns nach Townsville und dann Richtung Westen. Plenty Highway (alles Offroad) bis nach Alice Springs und von dort die Tanami Road bis Halls Creek in den Kimberleys. Gut 2800 Km warten also auf mich 🙂

    Bis bald

    Claudio

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