9. Juni 07 und Tag der Wahrheit; würde meine Africa Twin die Australischen Strassen lieben? Aber klaro, die Dame am Gasgriff genommen und schön aus der Stadt rausgeführt und wasclick.com ab auf den Highway Richtung Port Augusta. Der Stuart Highway, den ich ja befahren wollte, fängt ja erst dort an und führt von dort über 3000 Km Richtung Norden bis nach Darwin. Es war noch ein bisschen kühl (ist ja schliesslich Winter) und somit war ich froh die Gore Tex Einlagen im Kombi drin zu haben. Die Winterhandschuhe waren (noch) nicht nötig, den die Acerbis Handschützer mit ihren Elefantenohren tun ihren Dienst. Am Anfang war noch ein bisschen Verkehr angesagt aber dieser nahm sehr schnell ab. Auf der Fahrt musste ich wieder schmunzeln. Am Tag zuvor, als ich die AT zur Tankstelle fuhr (mit nur 5 Liter im Tank) und sie dort voll tankte, wollte der Angestellte an der Kasse seinem Computer nicht glauben. 38 Liter in ein Motorrad? Ob da was nicht stimmt? 🙂
Auf dem Weg nach Port Augusta kam ich an folgendem Straßenschild vorbei:
War ich im falschen Kontinent gelandet oder hatte sich da einer einen Scherz erlaubt? Nun ja, bekanntlich haben ja viele Australier im ersten und zweiten Weltkrieg auf der Seite der Briten und/oder der Alliierten gekämpft. Einer war sicher auch in El Alamein und hatte nach der Heimkehr die glorreiche Idee, seine kleines Flugfeld nach seinem alten Einsatzort zu taufen.
Port Augusta und die große Abzweigung: Links einige tausend Kilometer nach Perth, rechts einige tausend Kilometer nach Darwin. Für mich war der Fall klar und nach einem obligaten Foto vor dem Straßenschild ging es gen Norden (Nord-Nord West um korrekt zu sein).
289 Km später, kurzer Tankstopp und Besichtigung von Woomera. Dieser Outpost wurde von den Briten, Amis und den Australier für ihr Raketen Programm benützt. Regelmaessig wurden Raketen und andere Flugkörper von hier gestartet. Diese sind dann teilweise irgendwo in der Wüste wieder runterkommen und erst Jahre später per Zufall wieder gefunden worden. Daher ist auch das ganze Gebiet Nordöstlich von Woomera eine riesige Sperrzone. Nur der Stuart Highway führt mitten durch…
Fast keine Kurven und ein Asphalt so rau, dass nicht mal eine Holzfeile Konkurrenz bietet. Mein Hinterreifen verabschiedet sich in Schichten 🙂
Aber der Highway ist genial. Kein Verkehr und die totale Ruhe. Man hat Zeit zum Nachdenken, Karten lesen (während der Fahrt) und sich die Landschaft genauer anzuschauen. Einfach cool. Tempomat ist hier das Schlagwort, doch der fehlt an meiner Twin 🙂
Die erste Nacht schlage ich das Zelt etwa 100 Meter neben der Strasse hinter ein paar Büschen auf. Einfach schön. Harter Sandboden und die absolute Ruhe. Schnell wird es dunkel und kalt dazu. Ab ins Zelt und in den warmen Schlafsack. Selten so viele Stunden geschlafen….
Ein weiterer Tag vergeht und ich trudele genau zur schönsten Stunde in Coober Pedy ein. Der berühmt, berüchtigte Opalgraeberort. Ein paar Fotos noch, die Sonne steht Ideal und dann einchecken im örtlichen Backpacker. Die Zimmer einfach unterirdisch, in einem so genannten Dogout. Alles aus dem Boden gefräst oder gehauen. 6 Meter unter der Erde und stetig die gleiche Temperatur.
Schnell noch ein paar andere Backpacker kennen gelernt, Mark der Holländer mit seinem Toyota Land Cruiser, noch ne Holländerin, ein Schweizer und ne Deutsche. Am nächsten Tag buchen wir die Coober Pedy Sightseeing Tour. 4 Stunden mit Bus quer durch die Landschaft. Der Guide, ein Lokaler, weiß über alles Bescheid und wir hören einige interessante Stories. Sehen uns eine Kirche im Berg an, den örtlichen Golfplatz (kein Scherz), Friedhof (ca 34 Nationen vertreten) und Harries berühmtes Dogout. Die Aussicht über die Breakaways ist fantastisch und der Dingozaun wird uns natürlich auch nicht vorenthalten. Dieser führt ca 5600 Km quer durch Australien und hält die Dingos vom Südosten des Landes fern, damit dort die verschiedenen Tierfarmen in Ruhe arbeiten können. Die Mondlandschaft um Coober Pedy ist absolut einmalig, nicht ohne Grund wurden hier Filme wie Pitch Black oder Mad Max III gedreht. Das Raumschiff von Pitch Black steht übrigens mitten in der Stadt.
Abends stehen überall Aborigines rum, schwarz wie die Nacht. Irgendwie komisch aber erinnert mich wieder an meine Zeit in Afrika. Sie haben mit dem den Weißen nichts am Hut und scheinen einfach nur rumzulungern. Alkohol scheint ein großes Problem zu sein. Am örtlichen Alk Laden steht an der Türe; No Shoes – No Serve! Das sagt wohl alles.