Sonntag, 31.08.03

St.Petersburg (Russland)

Dobor dien

Letzte Bericht war aus Irkutsk (immer noch auf dem Weg in den Osten) und jetzt schon in St.Petersburg? Viel Wasser ist inzwischen die Wolga runtergeflossen und noch mehr haben wir in der Zwischenzeit erlebt.

Beginnen wir wieder bei Irkutsk im Herzen Sibiriens:

Dort haben wir einige wenige Tage verbracht und sind dann weiter auf die Insel Orhon im Baikalsee gezogen. Einer der Orte wo die Ureinwohner Sibiriens her sind und wo immer noch ihre Nachfahren leben. Der See selber beeindruckt einem schon mit seinen Angaben:

Der älteste See der Welt, der tiefste mit 1600 Metern(!) und er hat speichert 1/5 unserer Weltweiten Trinkwasserreserven...etc,etc.

Wir haben die ganze Insel abgefahren und einge weiter Tage dort campiert. In dieser Zeit haben wir immer wieder Fisch von russischen Touristen bekommen und uns daran verköstigt. Um wieder auf den Weg Richtung Mongolei zu gelangen, mussten wir wieder zurück nach Irkutsk und von dort ging es dann weiter um den See nach Ulan-Ude wo wir Jochens Gepäckträger in einer Werkstatt für Japanerautos schweissen liessen. In der Stadt haben wir dann auch deftig Lebensmittel eingekauft und unsere Koffern gefüllt um einen Monat in der Mongolei zu erleben.

Die Einreise in die Mongolei ging ohne Probleme von sich und bald waren wir unterwegs auf einer der sehr wenigen asphaltierten Strassen in der Mongolei. Gegen Abend des 11. Juli erreichten wir Ulan-Baator wo das Nadaam Festival in vollem Gange war. (Etwas ähnliches wie der 1. August bei uns). Nur das es hier mindestens 2 Tage dauert und dabei wahrscheinlich mehr getrunken wird als bei uns in einem ganzen Jahr! Während dem ganzen Anlass werden diverse Events ausgetragen, wie z.B: Ringen, Knochen spicken oder Bogenschiessen. Wir sassen fast den ganzen im Nadaam Stadium um den Ringkämpfen zuzuschauen. Das ganze hat sich wieder mal hinausgezögert, da das ½ Final sage und schreibe 2 Stunden gedauert hat!! (N.b Das Final soll anscheinend auch schon ueber eine Dauer von 4 Stunden gegangen sein..) Aber die Mongolen finden das spannend und es kommt bei ihnen anscheinend nie Langeweile auf.

Nachdem die Visa Angelegenheit mit der Russen Botschaft auch noch geklärt war fuhren wir raus aufs Land (fängt schon einige Meter nach der Stadt an) und fuhren Richtung Orchon Wasserfall. Anfangs war alles noch asphaltiert und sogar teilweise komplette Neubaustrecke doch schnell wechselte dies mit einer Piste was dann eigentlich für den Rest der Mongolei so bleiben sollte! Am Ende unserer 31 Tage in der Mongolei sollten wir über 3500 Kilometer Offroad hinter uns haben!!

Der Orchon Wasserfall war wirklich schön und uns zog es weiter zu den 8 Seen wo angeblich die schwierigste Anfahrt einer Sehenswürdigkeit in der Mongolei sein sollte. Es war dann auch eine recht steile und steinige Abfahrt zu dem einen See runter von wo es auch nicht weiterging. Nachdem wir eine Einladung bei unseren einheimischen Zeltnachbarn angenommen hatten wurden wir schnell in die Trinksitten eingeführt und mussten bei einem kleinen Spiel unsere Trinkfestigkeit untere Beweis stellen. Getrunken wurde entweder Vodka oder dann Kumis (gegorene Stutenmilch) und das in Mengen die wirklich nicht gesund sein können! So mussten wir einen Tag Zwangspause einlegen...

Nach 10 Tagen gings zurück nach Ulan-Baator um unsere russischen Visa abzuholen und um uns dann Richtung Gobi aufzumachen. Doch vorher durften wir wieder Mal unsere Regenkleider ausgiebig testen und die Wattfähigkeit unserer Motorräder! Es goss wie aus Kübeln und die neu gebaute Strasse nach Ulan-Baator war schon wieder in Gefahr weggespült zu werden. An einer Stelle war der Wasserstrom von der Seite so heftig, dass die querverlaufende Röhre unter der Strasse mitsamt dem Strassenkoffer und der Erdverbauung weggespült wurden. Autos und LKW konnten so nicht mehr passieren da eigentlich nur noch der Teer da hing doch mit dem Moppeds mit genügend Anlauf fuhr es sich ganz gut drüber...

An anderen Stellen war die Strasse über 40 cm unter Wasser und es war ein echter Krampf mit den Motorrädern dort durchzufahren.

Auf dem Weg in die Gobi sah die Sache dann wieder ganz anders aus, die Piste war in so einem miserablen Zustand, das bei meiner Twin die komplette Cockpithalterung inkl Verschalung sich in x Teile auflöste..dafür erwartete uns Sonnenschein und warme bis heisse Temperaturen.

In der südlichsten Stadt herrschte Sandsturmstimmung und die Leute waren echt aufdringlich und so zog es uns schnell weiter. Wir besichtigten noch die Geierschlucht wo es das ganze Jahr eine Eisschicht zwischen zwei Bergen hat. Unser Ziel war der nicht internationale Grenzübergang im Westen der Mongolei um so nicht alles zurück nach Irkutsk fahren zu müssen. Mit einem Tagesschnitt von 250 km waren wir relativ schnell am anderen Ende der Mongolei. Unterwegs fuhren durch viele kleine Dörfer und auch einigen Städten. Leider herrscht dort immer irgendwie Endzeitstimmung und uns zog es immer sofort weiter aufs Land. Die Sandwüste entspricht nur etwa 5-10% des Landes und so waren nicht allzu lange in den Sanddünen was aber doch eine schöne Abwechslung war. Auf unserem Weg fuhren wir durch viele verschiedene Vegetationsstufen, an einem Tag waren sogar ganze 5! Im mongolischen Altaj blieben wir dann für eine ganze Woche wo uns die Wahl zwischen Tiefland und Mücken oder Bergen und Kälte nicht schwerfiel und wir das Zelt auf 2000 Metern aufschlugen.

In der Zwischenzeit hatten wir einige Abenteuer mehr hinter uns: Mal eine Flussdurchfahrt wo sich Jochens Motor mit Wasser füllte oder eine Schlammpassage wo sich die Motorräder eingruben und nur noch mit Spannset und viel ziehen und Gasgeben befreien liessen..

Die Pisten waren zwischendurch so von LKWs ausgefahren, das es eigentlich reine Waschbretter waren und einem nur die Möglichkeit blieb möglichst zwischen 80 und 100 Km/h zu fahren und nicht in jede Rille einzutauchen. So hat man konstant Schlupf am Hinterrad (und dementsprechend sehen die Reifen dann auch aus) und die Federelemente danken es einem mit defekten Gabeldichtringen und hydraulische Federvorspannungen mit Rissen im Zylinder. Bei der BMW hatte dann auch das Radlager im Kardan plötzlich Spiel und bei mir bildeten sich Risse im Heckrahmen!! Und dies wurde jeden Tag schlimmer.

So kann einem das Offroad echt verleiden. Wir wollten dann auch keinen überflüssigen Kilometer mehr fahren und sehnten uns echt nach Asphalt und „langweiligen“ Strassen..

Wir haetten am 30 Tag unseres Visa ausreisen müssen doch war dies ein Sonntag und der Zoll war geschlossen! Also überzogen unsere Visa um einen Tag was danach niemanden kümmerte und versuchten es am Montag. Das es uns 10 Stunden unseres Lebens kosten würde um einen nicht „internationalen“ Grenzübergang zu überqueren hatte niemand von uns gedacht. Die Zöllner mussten per Telefon in der Hauptstadt die Bewilligung einholen, dass wir ins sogenannte Niemandsland hineinfahren durften. Die Telefonconnections in der Mongolei sind nicht so rosig wie bei uns und das schlechte Wetter an dem Tag half auch nicht dies zu verbessern. Stundenlang hielten sie uns hin mit der Aussage, dass die Verbindung nicht funktioniere und wir warten müssten. Eine 2 stündige Mittagspause seitens der Zöllner verkürzte unsere Wartezeit nicht wirklich und irgendwann wurde das Gespräch zwischen und und den Zöllnern laut, was wiederum zur Folge hatte, das der Chef des Zolls aus dem Bett (!) geholt wurde und er nun im ganzen Dorf versuchte eine Verbindung mit Ulan-Baator herzustellen. Irgendwann gegen Abend kam das sehnlichst erwartete ok und wir durften nach einigem Händeschütteln doch noch passieren.

10 Km fahrt und schon standen wir vor der nächsten Schlagbaum! Doch dahinter sahen wir Aspahlt.... 2 russische Soldaten checkten unserer Pässe nur um festzustellen, dass wir keine Bewilligung hatten für die 20 Km von ihnen bis zum russischen Zollgebäude. Doch nach 2 telefonaten mit Vladivostok (!) und nur einer halben Stunde Wartezeit konnten wir passieren. Es regnete wieder vollgas und wir jetzt im russischen Altaj Gebirge das voll mit Bäumen war. Was für eine schöne Abwechslung! Einmal am russischen Zoll angelangt wurden wir mit Begeisterung empfangen und in bahnbrechenden 15 Minuten abgefertigt! Wir waren endlich wieder in Russland und konnten es kaum erwarten wieder mal Schaschlik zu essen..

Die vielen tausend Aspahltkilometer bis Moskau waren schnell abgespult und werden im nächsten Bericht beschrieben.

Take care

Claudio


Do 03.07.2003 09:34

Irkutsk (Russland) oder 5952 km spaeter

Sitze wieder Mal in einem Intercafe. Diesmal in der schoenen Stadt Irkutsk in Mitten Sibiriens! Und es ist genau ein Monat seit wir Osh verlassen haben und ich meinen letzten Bericht angefasst habe.

Nun zu Osh, haben da eine super Woche verbracht in der noch viele andere Traveller getroffen haben. 2 Deutsche auf KTM's die bis zum Baikalsee wollen, dann Alex in Heide die sich als Backpacker durch Central Asien schlagen und zu guter letzt noch Mitsch, unser Schweizer Kollege dem mit seinem (ur)- alten Land Rover fast die gleiche Strecke wie wir faehrt. Habe mit ihm in der Schweiz schon abgemacht, dass wir uns am ersten Juni in Osh treffen sollten und es hat prima geklappt. Wir sind dann von Osh zu fuenft losgezogen, Jochen und ich auf unseren Motorraedern, Mitsch, Alex und Heide mit dem Landi. Sind Richtung Toktogul gefahren wo sich dann eines meiner Hinterradlager bei Kilometerstand 87'000 verabschiedet hat. Konnten am gleichen Abend noch ein russisches seconhand auftreiben und habe dies dann noch vor dem Nachtesses verbaut. Haelt bis heute :-) Alex und Heide haben uns in Toktogul verlassen wo sie mit einem Taxi nach Bishkek fuhren. Wir aenderten die Richtung und fuhren rauf zum Sang-Koel See der auf guten 3500 M.u.M liegt. Eingekesselt von hohen Bergen ist er gar nicht so einfach zu erreichen und wir mussten uns schon spaet Nachts vor einem Schnee- feld geschlagen geben und dort uebernacheten. Am naechsten Morgen fanden wir eine andere Strecke, die etliche Flussdurchfahrten und aufgeweichten Boden in sich barg. Wir schafften es dann doch noch, auch nach dem wir den Landi mit viel stossen aus einem Bach befreit hatten. Am See selber haben wir dann in einem Jurt frisch gefangenen Fisch verzehrt und sind dann aber bald weitergefahren, da sich das Wetter schnell verschlechterte. Leider mussten wir noch am gleichen Abend ins Tal fahren, da das Wetter wirklich deftig schlecht und saukalt wurde. Unten Im Tal fanden wir ein gutes Plaetzchen neben dem Fluss wo wir unter starkem Regen noch was koechelten. Der Besuch liess nicht lange auf sich warten und wir wurden von einem lokalen in sein Jurt eingeladen. Also schlugen wir uns durchs nasskalte Wetter zur Jurte durch wo schon die ganze Familie (3 Generationen!) im Halbkreis am Boden sitzend auf und wartete. Wir genossen eine schoene Stunde mit Diskussionen (Russisch und mit Haenden und Fuessen), selbergemachtem Gebaeck und Kumis (gegorene Stutenmilch) tranken. Die Wirkung des Kumis liess nicht lange auf sich warten und ich war froh als wir uns auf den Heimweg machten. Schnell WC Papier organiesiert und ab in die Pampa...

Weiter ging es zum legendaeren Issik-Kul See (der zweitgroesste Alpine See der Welt). Dort durften wir noch den Vorbereitungen und des Starts der 12. Raid Gauloises beiwohnen. Der absolute Top Event im Outdoor Sport. Wir haben sogar noch mit dem Schweizer Team gesprochen die als Nummer 1 gestezt waren. Leider wurde der diesjaehrige von einigen tragischen Ereignissen heimgesucht. Eine Teilnehmerin eines franz. Teams wurde bei einem Kanuunfall getoetet und diverse Teams sind durch Uebermuedung und Verletzungen ausgeschieden, unter anderem auch das Schweizer Team.

In Karakol haben sich Mitsch und ich fuer 11 Tage von Jochen getrennt, der mit Alex und Heide in den Tian Shan Bergen wandern wollte. Die zwei kamen dann per Marschrutka nach. Mitsch und ich fuhren weiter nach Biskhkek wo erstmal ein Rep Tag eingelegt wurde. Fast 12 Stunden haben wir an seinem Landi geschraubt und Oele geweschselt. Auch musste der Auspuff Kollektor geschweisst werden, da er sich irgendwann unterwegs in 2 Teile zerlegt hat. Gute 5 Tage blieben wir in Biskhkek und dann ging es weiter nach Kazakstan, genauer nach Almaty. Ein absoluter Kulturschock kann ich da nur sagen!! Riesige Einkaufszenter (mit Eisbahn in der Mitte), teure Europaeische Autos auf den Strassen (z.B: Mecedes G 500 Brabus und etliche Lexus) und einfach alles was man aus Europa kennt... Das Mekka der Expats und der Oelindustrie Zentralasiens. Habe dort einige erlebnisreiche Tage verbracht (auf die ich jetzt nicht naeher eingehen moechte ;-) Misch hat sich am zweiten Tag auf den Weg nach Russland gemacht, da er am 30. Juni in Irkutsk seinen Kollegen Allan am Flughafen abholen sollte. Ich blieb in Almaty wo mich leider die schlechte Nachricht von Jochen erreichte, das einer seiner Koffer am Motorrad aufgebrochen worden und alles darin befindliche mitgenommen worden war. Also fehlte uns jetzt der Wasserfilter, die Apotheke, ein Kocher und diverse Buecher zu unserer Reise.  Mit einigem Glueck konnten wir das meiste von Zuhause wieder organisieren und Allan es das Zeugs nach Irkutsk mitgebracht.

An meinem Geburi traf dann Jochen am Abend auch noch in Almaty ein und wir gingen natuerlich auf den Putz hauhen. (Ohne weitere Kommentare hierzu) Also machten wir uns mit ein bisschen Kopfweh auf den Weg nach Semipalatinsk, was ungefaehr 1000 Km durch flache Landschaft fahren. Es war aber interessant und sehr heiss! Am 28. Juni standen wir endlich an der Grenze zu Russland die wir dann auch ohne Probleme ueberquerten. Jetzt hiess es weitere 2500 km durch Sibirien unter die Raeder zu nehmen! Die Strassen waren sehr abwechslungsreich, von Autobahn (wir wir sie kennen) bis zu absolut primitivsten Feldweg war alles dabei.. In Novosibirsk und Umgebung (was hier ca 1000 Km und mehr bedeutet) haben uns fast die Muecken gefressen! Die erste Nacht in Russland war die Hoelle. Bei Aufstellen des Zeltes wurden wir schon x-mal gestochen und einmal im Zelt drin wurden wir von hunderten von Muecken im Vorzelt belagert. Die fuhren voll auf das Licht von Jochens Taschenlampe ab und sind fast durchgedreht, das sie nicht zu uns reinkommen konnten. Hab noch nie so was gesehen oder auch gehoert! Der Morgen war dann wirklich haesslich. Das Vorzelt war fast schwarz vor Muecken und wir mussten uns drin anziehen und dann mit Helm auf und Visier zu (!) alles innert Minuten abbrechen und packen. Die Zeit hat aber den Muecken genuegt um unsere Haende zu verstechen. Zweite Nacht haben wir es nocheinmal versucht aber schon kurz nachdem das Zelt stand haben wir es wieder abgebrochen und uns eine Unterkunft gesucht. Hier in Irkutsk scheint es besser zu sein und ich freu mich jetzt endlich den Baikalsee zu sehen. Hier in Irkutsk haben wir auch Mitsch und Allan wieder getroffen die heute Richtung Ulan-Bator abgefahren sind. Wir selber werden uns Morgen auf den Weg machen und einige Tage am See verbringen bevor wir in die Mongolei einreisen um dort in Ulan-Bator das Naddam Fest zu sehen. Bis bald

Gruss

Claudio


So 01.06.2003 10:30

Osh (Kyrgyzstan)

Da waeren wir wieder! Nach fast 20 Tagen ohne Internet und einigen wirklichen Abenteuern hat uns die Zivilisation wieder.. Aber fangen  wir die Geschichte am 09.05.03 in Samarkand an. Am morgen frueh steigen wir frohen Mutes auf unsere Moppeds und fahren Richtung Tajikische Grenze, welche wir trotz eines arg wehenden Seitenwindes nach kurzer Zeit erreichen. Im Gebaeude des Uzbekischen Zolles muessen wir den Typen zuerst erklaeren wie sie unser Carnet de Passage abzustempfeln haben.. Danach leochern Sie uns mit fragen wo wir denn eigentlich hinwollten und versuchen uns zu erklaeren, dass wir nicht mehr auf ihr Terretorium zurueck koennten. Wir erklaeren mehrmals, dass wir nach Dushanbe wollen und irgendwann sagt einer, dass dies nicht moeglich sei. Der Pass Anzob liege dazwischen und der sei wegen Schnee geschlossen. Wir nicken nur und denken uns nichts weiter dabei. Auf gehts zum Tajik Zoll der ohne weitere Fragen die Visa stempelt aber zum Schluss aber dann doch noch fragt, wohin wir eigentlich wollten. Dushanbe erklaeren wir ein weiteres Mal und wieder kommt die Antwort, dass dies gar nicht moeglich sei wegen dem geschlossenen Pass…langsam komme ich doch noch ins Wanken und studieren die Karte mal genauer. Tatsaechlich, der Pass Anzob ist 3378 Meter hoch und wenn der wirklich geschlossen sein sollte, gibt es keinen anderen Weg nach Dushanbe. Noch ein Blick auf die Karte verraet mir auch, dass es keinen Weg nach Osh gibt ohne ein weiteres Uzbek Visa welches wir hier nirgends kriegen. Wir sitzen fest! Aber noch verlaesst uns der Mut nicht und wir fahren Richtung Anzob nicht ohne vorher noch einen Abstecher zu den 7 Seen zu machen und um ein schoenes Naturschauspiel zu bewundern. In Ainj halten wir am Militsia Checkpoint, da hier sich die Strassen trennen. Eine Richtung Anzob (Dushanbe) und die andere nach Norden ueber den Shakristan Pass nach Kohjand. Die Polizei erklaert uns ein weiteres Mal, dass der Pass geschlossen sei und ploetzlich steht da noch ein alter Mann im Haeusschen mit uns. Er soll angeblich fuer die Raeumung des Passes zustaendig sein und macht uns klar, dass vor dem 20. Mai nichts zu wollen ist. Wir verhandeln und am Ende verspricht er uns, dass wir am 15. Mai schon fahren koennten.. In der Zwischenzeit haben wir auch herausgefunden, dass es auch eine kleine Strasse nach Osh gibt die um die Uzbekischen Grenzen herumfuehrt. Also gibt es doch noch einen Ausweg. Jochen und ich einigen uns, 5 Tage in Iskanderkul (Mountaineering Camp) zu verbringen (ein schoener Fleck auf 2200 Meter an einem See und zwischen Bergen) um danach auf den Anzob zu fahren und die Lage abzuchecken.

Gesagt und getan, stehen wir am 15. Mai 300 Meter unter der Passhoehe des Anzob, zwischen Bulldozern die den Schnee wegschieben(!) und einer 15 Meter hohen Schneewand links und rechts (kein Scheiss!). Wieder negative Nachrichten, 2.5 Km Strasse sind komplett schneebedeckt und es wird mindestens weitere 10 Tage dauern bis diese frei ist (falls in der Zwischenzeit keine Lawine runterkommt). Auch mit harten Dollars ist nichts zu wollen und so muessen wir schon unter Schneegestober wieder abziehen.. Wir fahren Richtung Ainj um von dort ueber den noch hoeheren Shakristan Pass (der so nebenbei schoen von Schnee gerauemt ist) nach Kohjand zu gelangen. Mein Kopf will es mir nicht zugeben, dass uns nur lumpige 2.5 Km gesperrte Strasse von Dushanbe und somit auch vor Khorog, meinen Freunden dort und dem Traum von mir ueber den Pamir Highway zu fahren, trennen. Ich ueberlege mir Varianten aber von den haben alle irgendeinen Haken. Na ja, wir schaffens in 2 Tagen nach Kohjand und steuern dort erstmal den Flughafen an um herauszufinden, wieviele Flieger nach Dushanbe fliegen und ob es ne Moeglichkeit gibt, unsere Motorraeder mit an Bord zu nehmen. Es folgen lange Stunden auf dem Flughafen und ich finde Hilfe in einem einheimischen Russen namens Denis. Dank ihm komme ich in Kontakt mit einem Businessman der eine eigene Fluggesellschaft gegruendet hat und nun Cargo und Passagiere in der Gegend rumfliegt. Nach weiteren zaehen Verhandlungen (in der Zwischenzeit putzt Jochen unsere Moppeds und die Ausruestung) und Preisvergleich mit dem Zug einigen wir uns auf 200 $ pro Maschine, Gepaeck und Mann. Der Flieger geht am naechsten Morgen und fliegt nach Kurgan-Tube (im Sueden von Tajikistan). Gesagt und getan, am naechsten Morgen stehen wir auf der Runway und versuchen unsere Moppeds mit einem LKW in die YAK 40 einzuladen ( kleines russisches Passagierflugzeug mit ca 40 Plaetzen und 3 Strahltriebwerken im Heck). Die Sitze sind bis auf 4 entfernt und unsere Moppeds finden Platz neben irgenwelcher Schmuggelware die in Zigarettenkisten verpackt ist. Eine Stunde Flug mit Sicht auf den Anzob und mein Traum vom Pamir Highway wird doch noch wahr. Leider gibt es in Kurgan-Tube keinen LKW um die Moppeds auszuladen, also muessen etwa 8 Leute die Dinger aus gut 2.5 Meter runterhieven.. Sind ja nur ca 250 Kg schwer..  Nach einer weiteren Stunde Gepaeck anbauen und an der Sonne schmelzen geht es endlich los Richtung Khorog!!

Nachdem also die Motorraeder unter den Augen von staunenden Leuten und unter der vollgas strahlenden Sonne wieder bepackt sind, geht es ab zur naechsten Tankstelle. Dort fuellen wir unsere Tanks und zusaetzlich je 10 Liter in die Reservekanister. Und ab geht es Richtung Khorog.. Uebere schoene Landstrassen, vorbei an rotleuchtenden Mohnblumen und schwarzrauchenden Lkw’s. Bald erreichen wir Kulyab von wo wir leider die falsche Strasse nach Shurobad erwischen. Wir fahren auf einem Feldweg mit riesigen Steinbrocken und immer wieder hoere ich meinen Motorschutz aufheulen wenn er einen Steinschlag erwischt. Dennoch schaffen wir es Shurobad wo wir noch ein bisschen Brot und Wasser fuer die Nacht organisieren. Wir fahren weiter Richtung Grenzfluss, der Tajikistan von Afghanistan trennt und dies wird sich erneut als Fehler erweisen.. Bald werden wir schon von einer russischen Grenzpatroullie gestoppt,unsere Visa kontrolliert und die Moppeds bestaunt. Ohne Probleme geht es weiter und wir versuchen einen Platz fuer unser Zelt zu finden. Dies erweist sich als ziemlich bloeder Gedanke an einer der schwerstbewachten Fluesse der Welt! Die Russen sitzen hinter jedem Busch und einmal fahren wir mitten in Wespennest. Es scheint ein Ueberwachungsposten zu sein und die Russen winken wie bloed mit den Haenden und ihren AK47 in der Gegend rum. Wir kehren auf dem Absatz und fahren zurueck auf die Strasse wo wir von weiteren Soldaten schon erwartet werden. Aufgeregte Diskussion und eine allgemeine Gepaeckuntersuchung, eine Ruecksprache mit dem Zugfuehrer und wir sind wieder auf der Piste. Nach langem Durchfragen und einer nicht einfachen Flussdurchfahrt finden wir eine Unterkunft wo wir die Nacht verbringen koennen. Leider hat es keinen Strom, da der Transformer seinen Geist aufgegeben hat und so besteht unser Nachtessen aus einem Snickers und einem Bier. Als wir dann endlich Mal im Bett liegen und pennen hoeren wir ploetzlich aufgeregte Stimmen im Gang, Sekunden spaeter steht der Hausbesitzer mit einer Kerze in der Hand in unserer Tuer und hinter ihm zwei russische Soldaten mit ihren Kalaschnikows und Nachausruestung! Kommt mir alles vor wie in einem schlechten Film. Sie sind voellig aufgeregt und wollen unsere “Propusk” (Bewilligung fuer Grenzbereich) sehen. Natuerlich haben wir keine, da wir nie in der Hauptstadt Dushanbe waren um welche zu organisieren. Ich hab darauf spekuliert ohne Bewilligung durchzukommen, da es zwischen einer Woche und einem Monat dauert so eine zu kriegen.. Na ja, da sitzen wir nun, versuchen mit unserem Russisch ihnen zu erklaeren, dass wir keine haben und von nichts wussten ;-) Nach einer weiteren langen Diskussion mit vielen Missverstaendnissen, mit einem klaren Nein von uns ihnen in ihre Base auf der anderen Seite des Flusses zu folgen, geben sie auf und nehmen unsere Paesse mit. Wir kriegen eine Quittung mit Namen und muessen uns am naechsten Morgen in der Base melden.. Froh sie endlich los zu sein, versuchen wir wieder zu schlafen. Aber keine Stunde spaeter wiederholt sich das Schauspiel mit einer neuen Nachtpatrouille… Wir brauchen eine ganze Weile, bis sie verstehen, dass unsere Paesse schon von ihren Kollegen eingezogen sind.. Sie durchsuchen nochmals alles und geben sich dann geschlagen, bei uns keine Waffen und Drogen aus Afghanistan zu finden. Danach koennen wir endlich Mal schlafen und am Morgen packen wir erstmal alles und machen uns auf den Weg zur Base.

Dort sind die ersten schon wieder wach und wir werden mit einem Fruehstueck und Tee verwoehnt. Nebenbei laeuft der Video mit einem Kriegsfilm und nachdem ich ihnen erklaert habe, dass ich auch in der Armee bin werden mir die ganzen Waffen vorgefuehrt und Geschichten ausgetauscht. Nach langen 20 Min (eigentlich 1.5h) taucht der Kommandant des Abschnittes auf. Ein junger Major, freundlich und hilfsbereit. Wir quatschen ein bisschen, er macht sich Notizen und am Ende duerfen wir sein Gebiet passieren. Ich verlange von ihm eine schriftliche Bewilligung um nicht schon mit der naechsten Patrouille Aerger zu kriegen. Nach einigen Fotos mit unseren Moppeds und einer 24h Notration als Geschenk geht es endlich weiter Richtung Kaleikum und Khorog. Doch unterwegs folgen weitere Abenteuer.. Wir befahren die wahrscheinlich schlechteste Strecke in meinem Leben, spitze Steine und Steilhaenge soweit das Auge reicht. Die Russen machen uns keine Probleme mehr, dafuer geht die Strecke krass aufs Material und den Ruecken. Zum Glueck habe ich die Offroad Reifen in Iskanderkul montiert.. Der Hoehepunkt der Strecke ist bald erreicht, eine Flussdurchfahrt die gerade ein Lkw durchquert. Er taucht ein bis zu seinen Scheinwerfern!! Jetzt wirds heavy. Vis-a-vis steht ein Checkpoint der Tajik Polizei die uns nur anstarren. Ich versuche mein Glueck zuerst, die ersten paar Meter sind geschafft, da spuere ich wie die Maschine eintaucht. Meine Koffern stehen auch schon im Wasser, jetzt heisst einfach Vollgas geben. Ohne abzustehen komme ich mit viel Gas und balancieren durch. Meine (Wasserdichten)Stiefel sind voll mit Wasser und es laeuft natuerlich nicht mehr raus.. Also Jochen, los gehts! Er holt Anlauf und bleibt irgendwo in der Mitte erstmal stecken. Der Motor stellt ab und ich eile zu Hilfe. Motor starten und Vollgas! Ich schiebe hinten an dern Koffern und seh nur das die Vergaser schon im Wasser stehen. Also ja nicht abwuergen, sondern Gas und durch. Ein zweiter kurzer Stocker, jetzt eilt auch noch ein Polizist zu Hilfe und wir sind draussen.. Erstmal Schuhe leeren und dann Paesse zeigen. Es geht ohne Probleme und wir machen uns weiter auf den Weg, nur um nach einigen Metern zu sehen, dass uns noch ein Wasserfall bevor steht. Gas geben und durch! Man spuert den Druck des Wasser und auf der anderen Seite sind wir komplett nass. Wir schlagen und bis Kaleikhum durch wo wir uns bei der Polizei registrieren lassen wollen. Kein Problem aber da steht schon der KGB da. Sie nehmen uns mit in ihr Buero, wo sie uns wieder einmal klargemacht wird, dass unsere Visa fuer die Strecke nicht ausreichen.. Ich mache ihnen klar, dass wir nie in Dushanbe waren und das 2001 in Khorog gearbeitet habe und somit nur meine Freunde dort besuchen will. Anhand der alten Visa ist das schnell geklaert und ich muss ihnen noch einen Namen eines Bekannten in Khorog nennen. Es wird dann ausgemacht, dass wir auf direktem Weg nach Khorog fahren und uns dort mit meinem Bekannten beim oertlichen KGB melden. Wir bleiben eine Nacht in Kaleikhum und am naechsten Morgen machen wir uns auf die Piste nach Khorog. Ohne Zwischenfaelle erreichen wir dann auch am Mittag Khorog und treffen unsere Leute dort. Wir werden herzlich empfangen, mein ehemaliger Admin Assistent, bei dem wir fast eine Woche bleiben duerfen, wird in der zweiten Nacht noch Vater uns so gibt es immer was zum feiern. Die Bewilligung ist nach einigen Stunden und Tagen auch organisiert und somit steht unseren Aufenthalt nichts im Wege. Nach einer ausgeruhten Woche in Khorog und mit bis an den Rand gefuellten Tanks, nehmen wir den Pamir Highway unter die Raeder. Die erste Nacht zelten wir zwischen Baechen auf 4000 M.u.M. Am Tag war es noch warm, doch die Sonne ist schnell weg und die Temperatur faellt schnell. Wir kochen was und machen noch Witze, dass am Morgen wahrscheinlich alles gefroren sein wird. In der Nacht zeigt mein Thermometer im Zelt –6 Grad an! Wir wachen auf und hoeren den Bach nicht mehr…. Alles gefroren! Weiter geht es zum Karakul See auf 3915 M.u.M. Dabei ueberqueren wir die hoechste Stelle unserer Reise, den Ak-Baital Pass auf 4655 M.u.M! Meine Twin hat fast kein Problem mit der Hoehe aber die Leistung entspricht der eines 125ccm Moppeds.. In Karakul uebernachten in einem kleinen Gasthaus das ich noch aus meiner MSF Zeit kenne. Das Familienoberhaupt erkennt mich wieder und ich gebe der Familie Fotos die ich damals von ihnen geschossen habe. Am naechsten Tag machen wir uns Richtung Kyrgisischen Zoll auf. Der letzte Tag in Tajikistan also und der sollte noch mit Schnee abgeschlossen werden! Auf dem letzten Pass (4250M.u.M) in Tajikistan, der gleichzeitig die Grenze zu Kyrgyzstan darstellt, geraten wir in ein regelrechtes Schneegestoeber. Und das Ende Mai! Wir schaffens mit Muehe bis ins Tal, wo es dann zum Glueck nur noch regnet. Kurz die Grenzformalitaeten erledigen und schon sind wir in Kyrgyzstan. Wir zelten auf einer schoenen Weide um es dann am naechsten Tag bis nach Osh zu schaffen. Dort werden wir wieder Freunde treffen und eine schoene Zeit verbringen..

Claudio


Mittwoch, 7. Mai 2003 13:21

Aus Samarkand

Hallo zusammen

Nun, wir sitzen wieder einmal in einem Internet Cafe. Diesmal in der angeblich schoensten Stadt der antiken Seidenstrasse. (Kleine Anmerkung von mir: Bukhara war schoener)

However, nachdem wir uns in Esfahan (Iran) endlich wieder auf den Weg gemacht hatten ging es diesmal wirklich durch eine Wueste und diesmal ohne Pannen und Ausgrabungsuebungen ;-) Wir durchquerten die Sand- und die Salzwuesten Irans Richtung Mashad, in das groesste

Pilgerzentrum Irans. Natuerlich war der Zeitpunkt wieder einmal ideal, es waren naemlich die heiligen Prozessionen fuer den Todestag von Emam Hussein im Gange. Auf den Strassen gingen Gruppen von Maennern auf und ab die sich selber geisselten und riesigen Lautsprechern Anlagen mit ueberlautem Gesang folgten. Vorher hatten wir aber noch einige Interessante Erlebnisse in den Doerfern draussen. Einmal hielten wir mitten in einem Dorf um etwas kleines zu essen und innert Minuten waren von einer Menschenmenge umringt. Wir schafften es knapp in das Lokal wo wor komischerweise die einzigen Gaeste waren (es war auch nur ein Suessigkeiten und Torten

Laden) Der ganze Verkehr war innert Sekunden lahmgelegt und gluecklicherweise bekam das ganze die Polizei mit. Ein einziger Polizist versuchte Herr der Lage zu werden und sie von unseren Motorraedern auf Distanz zu halten. Es war ja nicht so, dass irgendwer etwas klauen wuerde aber Privateigentum muss geschuetzt werden ;-) Er kam dann aber ziemlich in Stress und fing an mit seinem Funkgeraet rumzufunken und es ging eine kleine Weile und die irgendwelche Polizisten in Zivil wollten unsere Paesse und Visas sehen. Alle waren aber sehr freundlich und zur Freude des Polizisten machten wir bals wieder auf den Weg.. Mashad selber war auch genial, einzig die Hotelsuche war wieder ein Spiessrutenlauf in der es sogar noch einen Auffahrunfall neben uns gab. Die Gaffer waren aber nur Sekunden von uns abgelenkt! Wir genossen 2 volle Tage in Mashad und sahen und all die Islamischen Kulturgueter an. Einzig das Heiligtum war fuer uns verschlossen (als nicht Moslems!). Danach ging es weiter Richtung Turkmenistan, wo wir ohne groessere Probleme die Grenze passierten und vom Berg runter Richtung Asghabat fuhren. Voellig erstaunt nahmen wir Kenntnis von den riesigen und neuen Bauten dort und auch dem prunkvollen und fast kitschigen Park der zu ehren des amtierenden Praesidenten gebaut wurde.

Wir wechselten in einer illegalen Wechselstube Geld (der Kurs ist um eine Vielfaches hoeher als auf der Bank) und waren uns einig, dass wir weiterfahren mussten, da uns die 35 Grad auf den Moppeds fast zum kochen brachten. Bald lag Ashgabat hinter uns und die sogenannte 'schwarze Wueste' hatte uns in Besitz genommen. Das Wetter aenderte bald und ein Sandsturm zog auf. Die Sicht wurde kuerzer und der Sand zog durch jede Ritze unseres Helmes. Wir mussten in einem kleinem Sandnest unsere Motorraeder nachtanken, dies ging aber nur mit dem Helm auf und dem Visier zu.. Der Sprit selber war auch miese Qulitaet aber die Motorraeder liefen wenigstens noch. Etliche Male war die Strasse, die eh schon schlecht war, von grossen Sandduenen zugedeckt und wir kaempften uns mit Mueh und Not da durch. (Super mit meinen Strassereifen ;-)) Irgendwann lies der Sturm etwas nach und wir stellten unser Zelt auf und genossen einen ruhigen Abend. Mitten in der Nacht fing es an zu regnen (!) und am Morgen war es noch ganze 5 Grad! Wir fuhren weiter und diesmal mussten wir mit eisigem Seitenwind kaempfen. Zu allem Uebel hin stieg noch mein GPS aus! Nach langer, holpriger und kalter Fahrt fanden wir uns ploetzlich in einem kleinen Nest Namens Koenuergench, an der Uzbekischen Grenze,wieder. Dort mussten wir 2 Naechte bleiben da unser Uzbek Visa noch nicht gueltig war. Wir traffen per Zufall auf einen Kyrgysen (den einzigen im Dorf) der uns freundlich half eine Unterkunft zu finden und bei dem wir uns 2 Tage lang in seinem Restaurant verkoestigten. Zudem wurden wir an ein Abschiedessen bei ihm zuhause eingeladen. Er hatte soeben das Haus gekauft und die Vorbesitzer wanderten nach Kazakstan zu ihren Verwandten aus.

Frisch gestaerkt ging es somit weiter zur Grenze wo ich nach erledigung aller Papiere nocg 5 $ Bakschisch abdruecken durfte.. Und schon hatte uns ein neues Problem eingeholt, in ganzen Norden von Uzbekistan gab es kein Benzin zu kaufen! Aus irgendwelchen Gruenden waren die Tankstellen geschlossen und die Privaten verkauften auch kein Benzin mehr.. Nach langem Suchen und herumfragen fanden wir einen Typen der uns zu (leicht) ueberhoeten Preis 30 Liter aus seinem Auto abzapfte. Somit fielen unsere Plaene die letzte Ortschaft vor dem Aralsee zu besuchen, auch ins Wasser. Wir machten uns auf Richtung Sueden um wieder eine Wueste zu durchfahren. Unterwegs fanden wir zum Glueck nochmals Benzin bei einem privaten (wenn auch schlechte

Qualitaet) und so schafften wir es bis Bukhara wo natuerlich niemand etwas von einer Benzinknappheit wusste. 3 Tage schauten wir uns die alte und neue Stadt an der Seidenstrasse an und verkoestigten uns mit lokalem Essen.

Weiter ging es mit einem Umweg durch den Sueden Richtung Samarkand. Auf diesem Weg sahen wir Gegenden die mich stark an die Schweiz erinnerten und am Morgen wurden von einem Jungen Hirten aus dem Zelt geholt, dessen Fahrrad wir dann reparieren durften.. Jetzt sitzen wir in Samarkand und lassen es uns wieder gut gehen.. Am 9. soll es dann nach Tajikistan gehen wo wir noch eine Spez Bewilligung in Dushanbe auftreiben muessen, um ueber den Pamir Highway zu fahren. Ich hoffe Euch von neuen Abenteuern aus Osh (Kyrgyzstan) zu berichten.

Bis dann

Claudio


Sa 19.04.2003 18:48

Aus Esharan

Hallo zusammen

Wir sind im Iran, dem Land der freundlichsten und hilfsbereitesten Leute die ich je getroffen habe!! Momentan sind wir in Esfahan, unser südlichstem Reiseziel.

Die Anfahrt zur Fähre in Ancona war ein Kinderspiel und einen offenen Zeltplatz in Imola (direkt neben der Autobahn) haben wir auch gefunden. Die Fähre selber war eine interessante Story, habe dort sehr interessante Leute kennen gelernt. Unter anderem Hasan aus der Türkei der im Haselnuss Business ist oder ein paar Afghanen die seit Jahren in Deutschland leben und alte Autos und LKWs nach Afghanistan transportieren.. Unsere Koje hat mich dagegen schwer an den Film" Das Boot" erinnert. Ein Doppelbett in einer Koje die Knapp 2x1,5 Meter mass und direkt über dem Motor lag.. Sauwarm und schön lärmig, oder so. Nach 3 Tagen fahrt war dann aber genug und wir durch den türkischen Zoll raus aufs Festland. (Vorher war aber die Fähre zu hoch für den Landungsteg und mit Holz etc musste dieser Höher gelegt werden.. einige Autos wurden halt beim Kotflügel von Hand angehoben ;-) Die Türkei durchfuhren wir in 4 Tagen in den wir vom Sonnenschein über Regen bis hin zu Schnee alles antrafen. Am Morgen aufwachen und dann feststellen müssen, dass das Zelt im Schnee steht ist eigentlich nicht mein Ding, oder einen kleine Bach durchfahren um einen besseren Platz fürs Zelt zu haben und dabei das Erste Mal den Bach von nahem zu erleben eigentlich auch nicht.. Na ja, alles ging gut und die Leute waren freundlich und fanden es auch nichts spezielles das wir in den Iran wollten.. Einige Militärkontrollen im Kurdengebiet gab es dann doch noch aber die Militärs waren immer freundlich und höflich. Der Grenzübertritt war auch easy und die Iranischen Zöllner hatten wirklich ihren Spass an uns. Das Gebäude war riesig aber kein einziger Tourist ausser uns.. Einmal drüben mussten wir noch einige Kontrollen passieren aber eigentlich alle ohne Probleme. Geld wechseln war wieder ein anderes Thema, es ging eine Weile bis wir das Iranische Geldwesen im Griff hatten. Nach einigen ruhigen Tagen und nichts aussergewöhnlichen erreichten wir Teheren. (Einmal abgesehen davon, dass wenn man irgendwo anhält innert kürzester Zeit etwa 20-50 Leute um sich hat und die immerzu das gleiche Fragen: What is your name, where are you from, what is the name of your motorbike?) Aber die Leute hier sind so was von freundlich das es einem schon fast unheimlich vorkommt und man immer da Gefühl hat, dass sie einem über den Tisch ziehen wollen. In Wirklichkeit sind sie einfach sehr beigeistert von uns und wollen einfach nur helfen. Bis jetzt können wir absolut nichts negatives vermelden. In Teheran haben wir dann einen jungen Namens Mohammed kennen gelernt und durften prompt bei seiner Familie 2 Nächte verbringen. Er hat uns dann auch Teheran näher gebracht und wir haben sogar Imam (Ayatolha?) Khomeinis Haus besichtigt. Teheran selber mit seinen fast 12 Millionen Einwohnern ist einfach Hektik pur und der Fahrstil der Iraner voll krass!!

Nach Teheran machten wir uns Richtung Esfahan auf und fuhren zu Beginn leider den falschen Weg: Am letzten Tag unseres Teheran Aufenthaltes hat es angefangen zu regnen wie selten zuvor im Iran (Aussage eines Lokalen). Die Strasse waren überflutet und vekehrsmässig ging fast nichts mehr Kannst Dir ja das Chaos in einer 12 Millionen Stadt ja vorstellen!) Auf jeden Fall hat es am Morgen unserer Abreise immer noch gepisst aber die lokalen schwörten uns das es im Süden besser wäre. Also fuhren im starken Pisswetter los und kämpften uns durch teilweise fast kniehohes Wasser.. Nach 2 Stunden waren wir endlich im Süden der Stadt angelangt und siehe da, die Sonne schien durch und der Regen war weg. Wir verfuhren uns noch kurz in ein Militärgebiet ohne das es jemand wirklich gemerkt hätte aber ein freundlicher Offizier erklärte uns dann doch noch den Weg raus. Wir also wieder Richtung Wüste, unser Plan war es den Weg durch die Salz- wüste zu nehmen denn da waren ein paar Sehenswürdigkeiten und die wollten wir uns nicht entgehen lassen. Auf der Karte war ein Weg eingezeichnet der am Anfang auch vorhanden war aber dann immer kleiner und dreckiger

wurde. Laut GPS waren wir richtig und dann dachten wir noch wir könnten doch den Weg noch ein bisschen verkürzen.. Da es aber auch in der Wüste geregnet hatte war der Boden relativ weich, das Rad sank immer bis zur Felgenkante ein. Dies war noch kein Problem solange man fuhr und genug Speed hatte. Wir also in voller Fahrt querfeldein und plötzlich ein

riesiger Fluss vor uns.. Wir kehren um und versuchen dem Fluss zu folgen.. Dann gilt es ein trockenes Bachbett zu durchqueren.. und plötzlich stecke ich mit meiner Maschine bis rauf zum Motor im Schlamm! Alles Gasgeben und rütteln nützt nichts mehr, die Maschine gräbt sich nur noch mehr ein.. Wir versuchen sie freizuschaufeln aber auch das hilft nichts.. Wir sind beide schon völlig erschöpft und haben fast kein Wasser dabei (man könnte schon meinen das wir völlige Anfänger sind). Es nützt nichts, ich muss alles Gepäck von meiner Afrika Twin entfernen und dann wir versuchen wir gemeinsam mit 2 Spannset sie auf die Seite zu legen um sie über den Schlamm zu ziehen (ca. 260 kg da noch voll getankt) Wir schaffen es nach einigen Anstrengungen doch noch und ich komme mit Müh und Not knapp raus. Zu allem Übel hin zieht jetzt auch noch schlechtes Wetter auf.. Wir beschliessen möglichst schnell zurück zur Strasse zu fahren und alles zurück zu fahren, alles andere hat keinen Sinn. Doch bis dahin waren es noch ca. 8 Umfaller mit vollem Gepäck und jedes Mal die Karre aufheben. (Hab jetzt Muskelkater). Zu allem Elend hin verklebt sich der Dreck so stark in den Rädern das der Motor fast überhitzt und das Vorderrad blockiert ständig. Nach dem 7 Umfaller habe ich die Nase voll und meine Kräfte schwinden extrem (Verliere ständig die Kontrolle über die Maschine). Ich demontieren das Vorder- Schutzblech und von da an geht es ein bisschen besser. Wir schaffen es zurück zur Strasse nach geschlagenen 3 Stunden und knappen 2 Kilometer!! Jochen haut es auch noch ein paar Mal um und am Ende fliege ich noch Mal deftig auf die Nase so dass es mich unter dem Motorrad einklemmt. Nicht geschehen, Jochen hilft mir und im dunkeln und mit zwei komplett verdreckten Moppeds suchen wir eine Gelegenheit zum Zelten. Zelt auf und rein in den Schlafsack! Am nächsten Morgen haben wir den ganzen Schaden begutachten können.. Bei mir ist der Reissverschluss vom Tankrucksack im Eimer und eine Ölflasche hat es in der Seitentasche zerdrückt. Was für eine Sauerei! Bei Jochen leckt ein Dichtring am Motor und alles ist komplett verdreckt. Wir versuchen das Nötigste zu reinigen und was Essen und Trinken aufzutreiben..

Bei mit Federt das Mopped schon gar nicht mehr weil der Dreck wie Lehm ist und alles blockiert. Nach weiteren 80 Kilometer finden einen LKW Bude die ein Abdampfgerät hat und wir reinigen unsere Gäule.. Na ja, wir haben und geschworen nie mehr eine solche Dummheit zu begehen und geben von jetzt an mehr acht darauf, immer genug Wasser dabei zu haben und nur noch Offroad zu fahren wenn es wirklich geplant ist!

So, jetzt sitzen wir hier in Esfahan und geniessen den Strassenlärm und Eiscreme, beides gibt es zuhauf hier! Übermorgen geht es weiter Richtung Mashad, diesmal durch die Wüste aber auf einer richtigen Strasse! Ich hoffe ich kann in Uzbekistan wieder ins Internet und Grüsse Euch bis dahin.

Claudio